Vorlesen erfordert viel Aufmerksamkeit von deinem Kind. Taube und schwerhörige Kinder müssen ihre Aufmerksamkeit abwechselnd zwischen dir und dem Buch teilen, um der Geschichte folgen zu können. Indem du immer wieder vorliest, lernt dein Kind nach und nach. Dies ist eine sehr wichtige Fähigkeit, die dein Kind für das Lernen benötigt.
Wenn dein Kind sich für etwas interessiert, wird es besonders aufmerksam sein. Du merkst, wofür sich dein Kind interessiert, wenn es ein Buch selbst aussucht und damit zu dir kommt.
Akzeptiere die Buchwahl deines Kindes und nutze direkt die Situation, um vorzulesen.
Beim Vorlesen ist es wichtig, dass ihr euch über etwas Interessantes unterhaltet. Du merkst, dass dein Kind aufmerksam ist, wenn
dein Kind dir etwas zu den Bildern oder der Geschichte erzählt. Das Buch weckt viele Gedanken und Ideen.
Zeig Interesse und unterhaltet euch darüber.
dein Kind Fragen zu der Geschichte stellt. Dein Kind zeigt so seine Neugier.
Beantworte die Fragen, damit dein Kind alles versteht.
dein Kind dich bittet, etwas zu wiederholen. Manchmal versteht dein Kind etwas nicht gleich, weil es z. B. die Gebärden oder Wörter nicht kennt, etwas nicht gehört hat oder es kurz abgelenkt war.
Wiederhole, was du erzählt hast, oder lies eine Stelle in der Geschichte nochmal vor. Dein Kind bleibt aufmerksam, wenn es der Geschichte folgen kann.
dein Kind von ähnlichen Dingen aus seinem Leben erzählt. Die Geschichte hat dein Kind zum Nachdenken angeregt und es möchte es mit dir teilen.
Tauche in die Gedanken deines Kindes ein und unterhalte dich mit ihm darüber.
Manchmal kann dein Kind während des Vorlesens unruhig werden. So kannst du ihm helfen, sich besser zu konzentrieren.
Kuscheln
Du kannst dein Kind in den Arm nehmen, wenn es das möchte. Deine Nähe kann beruhigend wirken.
Position wechseln
Du kannst deinem Kind anbieten, die Sitzposition zu ändern und sich zum Beispiel hinzulegen und beim Vorlesen zu entspannen. Passe deine Position so an, dass dein Kind deine Gebärden und dein Gesicht weiterhin sehen kann.
Störungen abstellen
Prüfe, ob Geräusche oder visuelle Reize dein Kind ablenken. Stelle sie ab oder gehe in einen anderen Raum.
Mimik und Gestik verwenden
Setze deine Mimik und Körpersprache ein, um das Vorlesen spannender zu machen. Führe die Gesten im Sichtfeld deines Kindes aus, so dass sich dein Kind wieder auf dich konzentriert.
Über Bilder reden
Du kannst aufhören, den Text vorzulesen und dich stattdessen mit deinem Kind über die Bilder oder den Inhalt des Buches austauschen.
Dein Kind beobachten oder fragen
Frage dein Kind, warum es nicht sitzen bleibt oder zuhören bzw. zuschauen will. Beobachte dein Kind und finde den Grund heraus. Vielleicht mag es das Buch nicht, versteht etwas nicht oder ist zu müde.
Spielerisch lernen
Du kannst ein Spiel einführen, wie z. B.: Ich sehe was, was du nicht siehst: Es ist schwarz und grau, damit kann man Brot schneiden, damit kann man sich auch weh tun.
Dein Kind kann dann im Buch danach suchen und ihr unterhaltet euch darüber.
Ein Spielzeug halten lassen
Manchen Kindern fällt es leichter, sich zu konzentrieren, wenn sie etwas in der Hand halten dürfen. Das kann z. B. ein Stofftier oder ein Spielzeug sein.
Abwechselnd lesen
Wenn dein Kind schon selbst lesen kann, könnt ihr euch beim Vorlesen abwechseln. So bekommt dein Kind eine Pause vom Zuhören/Zuschauen und ist noch aktiver.
Beiläufig vorlesen und mit kurzen Geschichten beginnen
Kinder blättern manchmal durch ein Buch und legen es direkt weg. Du kannst die Geschichte dennoch vorlesen, selbst wenn dein Kind gerade mit etwas anderem spielt.
Dein Kind lernt langsam, aufmerksamer zu werden und nebenbei zu schauen oder zu hören.
Das kann für dein Kind allerdings schwer sein, wenn es dich nicht ausreichend hört oder du Gebärdensprache verwendest. Hier kannst du mit ganz kurzen Geschichten beginnen, solange du die Aufmerksamkeit deines Kindes hast. Erst nach und nach kannst du längere Geschichten einführen.
Pausen machen und sich bewegen
Bewegt euch in Vorlesepausen zusammen, indem ihr z. B. mit dem Ball spielt oder auf den Spielplatz geht. Pausen und Bewegung können deinem Kind helfen, sich danach wieder besser zu konzentrieren.
Unterhaltet euch über eure Erfahrungen. Den größeren Redeanteil sollte dein Kind haben. Frage dein Kind, was heute beim Vorlesen gut geklappt hat. Weitere mögliche Fragen: Was ist dir schwergefallen, was leicht? Was hat dir besonders Freude bereitet? Was fandest du nicht gut? Was sollen wir anders und besser machen?
Wenn du dein Kind in kleinen Schritten an das Vorlesen heranführst, lernt es, sich nach und nach besser zu konzentrieren. Das ist ein wichtiger Schritt für die Entwicklung deines Kindes.
Jedes Kind ist anders. Versucht verschiedene Wege, Geschichten vorzulesen und findet gemeinsam heraus, was euch am besten gefällt. Erzwinge nichts. Dein Kind bestimmt, wenn es aufhören möchte. Vorlesen soll immer Spaß machen, sonst wird dein Kind es ablehnen.
Beobachte beim nächsten Vorlesen: Wie zeigt dir dein Kind, dass es aufmerksam ist?
Probiere drei der Tipps aus, um die Aufmerksamkeit deines Kindes zu gewinnen.